Xiaomi Mi 9 im Test: Der 450-Euro-Hammer bereitet uns Kopfzerbrechen (2024)

Wer auf der Suche nach einem günstigen Smartphone mit High-End-Ausstattung ist, wurde in den vergangenen Jahren bei Herstellern wie Honor oder OnePlus fündig. Inzwischen haben aber auch die beiden chinesischen Unternehmen die Preise angezogen und rufen für ihre Top-Modelle Honor 20 Pro beziehungsweise OnePlus 7 Pro Preise zwischen 600 und 800 Euro auf.

Das ebenfalls aus China stammende Unternehmen Xiaomi bleibt sich dagegen treu und bietet auch 2019 wieder mit dem Mi 9 ein Top-Smartphone für unter 500 Euro an. Worauf ihr für diesen Preis im Vergleich zur Konkurrenz verzichten müsst, und ob das Mi 9 in der Praxis überzeugen kann, erfahrt ihr nachfolgend. Einen ersten Eindruck vom Handy vermittelt euch auch unser Video-Hands-On vom MWC 2019 in Barcelona. Dort hat Xiaomi im Februar die europäische Variante des Mi 9 vorgestellt.

Xiaomi Mi 9 im Test: Design und Verarbeitung - So fühlt es sich an

Xiaomi bringt den Mi 8-Nachfolger in verschiedenen Farben auf den Markt. Darunter eine Speziallackierung, die das Licht auf spektakuläre Weise bricht und den Handyrücken in allen Farben schimmern lässt. Leider sind in Deutschland aktuell vor allem die schwarze, die weiße und die blaue Farbvariante erhältlich.

Xiaomi Mi 9 in Bildern

Das Xiaomi Mi 9 in der Galerie.

In der Hand fühlt sich das Top-Smartphone ungewohnt leicht an. Offiziell gibt der Hersteller das Gewicht mit 173 Gramm an, was wir kaum glauben können. Wir können bei den Demo-Geräten keine Produktionsmängel erkennen. Auffallend ist jedoch, wie schnell Fingerabdrücke auf der Rückseite und auf dem Display haften bleiben. Dies ist aber bei vielen Top-Smartphones ein Problem. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut und mit der des Samsung Galaxy S10 vergleichbar, allerdings müsst ihr auf einen Schutz vor Staub und Wasser gemäß IP68 verzichten.

Xiaomi Mi 9 im Test: Ausstattung, Leistung und Bedienung

Die Frontseite des Mi 9 ist laut Xiaomi zu über 90 Prozent vom Display bedeckt. Doch was steckt im Inneren des schicken Smartphone-Gehäuse?

Xiaomi Mi 9 im Test: Display mit Fingerabdrucksensor

Stichwort Display: Xiaomi verbaut im Mi 9 einen 6,39 Zoll großen OLED-Touchscreen mit einer Auflösung von 2.280 x 1.080 Pixeln, der im Test einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Unauffällig integriert ist der Fingerabdruckscanner von Qualcomm, der unsichtbar im Display verbaut ist. Er entsperrte im Test das Handy zuverlässig und schnell.

Xiaomi Mi 9 im Test: Performance

Wenig überraschend ist die Wahl des Prozessors. Xiaomi entschied sich für Qualcomms Flaggschiff-CPU Snapdragon 855, ihm zur Seite stehen in der internationalen Version sechs Gigabyte Arbeitsspeicher. Im Test zeigt die Neuvorstellung keine Leistungsprobleme, Apps öffnen sich umgehend und das installierte Android 9 ermöglicht uns heftiges Multitasking. Selbst aufwendige Mobile Games wie PUBG Mobile laufen auf dem Mi 9 absolut flüssig - und das mit höchsten Grafikeinstellungen.

Dass das Xiaomi-Handy ein absolutes Rechenmonster ist, zeigt auch ein Benchmarkvergleich mit der Konkurrenz. Hier lässt das Mi 9 teilweise sogar das iPhone XS Max hinter sich.

Erläuterung: AnTuTu ist wohl das populärste Tool zum Messen der Leistungsfähigkeit des eigenen Smartphones. Die App prüft nicht nur die Leistungsfähigkeit des Prozessors (CPU), auch andere Smartphone-Komponenten wie die Grafikeinheit oder der Arbeitsspeicher werden getestet. Geekbench fokussiert sich dagegen vor allem auf die Leistungsfähigkeit der CPU. Je höher die Punktzahl ausfällt, umso besser ist das Ergebnis.

So viel Rechenpower erzeugt natürlich Wärme. Schon nach knapp 20 Minuten PUBG Mobile wurde das Mi 9 im Test spürbar warm, die Abwärme verteilt sich aber gut über das gesamte Gehäuse, sodass die Erwärmung nicht unangenehm ist. Dadurch gelingt es Xiaomi, die Leistung des Prozessors über längere Zeit stabil zu halten. Im Test wurde die Prozessor-Leistung vorübergehend nur um 12 Prozent gedrosselt. Bei anderen Handys müsst ihr dagegen teilweise mit einem Leistungsabfall von über 40 Prozent leben.

Xiaomi Mi 9 im Test: Speicher und weitere Ausstattung

Xiaomi bietet das Mi 9 in Europa wahlweise mit 64 oder 128 Gigabyte Speicher an. Nachträglich erweitern könnt ihr diesen nicht, das Mi 9 bietet keinen Slot für eine Speicherkarte. Dafür lässt die weitere Ausstattung keine Wünsche offen: NFC, Bluetooth 5.0, WLAN ac und sogar einen Infrarotsensor sind an Bord.

Xiaomi Mi 9 im Test: Software

Ab Werk läuft das Mi 9 mit Android 9.0 Pie, ein Update auf Android 10 Q ist bereits in Arbeit. Allerdings setzt Xiaomi nicht auf das pure Google-OS, sondern hat Android mit einer eigenen Nutzeroberfläche namens MiUI überzogen. Diese verändert das System nicht nur optisch stark, bietet aber auch praktische Zusatzfunktionen, wie das Klonen von Apps. Die Bedienung ist jedoch manchmal etwas gewöhnungsbedürftig.

Xiaomi Mi 9 im Test: Sprachqualität

Enttäuschend fällt die Sprachqualität des Mi 9 aus. In unserem Test wurden Nebengeräusche, wie Straßenlärm, zwar fast vollständig herausgefiltert, dies ging aber stark zu Lasten der Natürlichkeit der Stimmen der Gesprächspartner. Unser eigenes "Organ" wurde beispielsweise nur stark gedämpft übertragen, so klangen wir für unseren Gesprächspartner monoton und blechern.

Hier besteht zwischen Mi 9 und höherpreisigen Geräten tatsächlich noch ein spürbarer Unterschied. Wahlweise könnt ihr in das Mi 9 eine zweite SIM-Karte einlegen und es als Dual-SIM-Handy nutzen.

Xiaomi Mi 9 im Test: Akkulaufzeit

Die Hardware des Mi 9 wird von einem 3.300-Milliamperestunden-Akku mit Strom versorgt. Mit einer Ladung solltet ihr in der Regel durch den Tag kommen, wir hatten in unserem Praxistest abends zumeist noch knapp 30 Prozent Restladung zur Verfügung. Im Akku-Test von PCMark erreicht das Mi9 mit 12 Stunden und 20 Minuten einen guten, aber keinen überragenden Wert.

Geladen werden kann das Mi 9 entweder über das beiliegende Netzteil und ein USB C-Kabel oder drahtlos. Beide Wege nehmen jeweils nicht viel Zeit in Anspruch. Im Test war der Akku nach knapp 30 Minuten an der Steckdose wieder zur Hälfte gefüllt, ein vollständiger Ladezyklus benötigt etwa 80 Minuten. Wireless Charging dauert etwas länger, aber nicht viel, da das Handy auch hier mit 20 Watt auflädt. Zur Erinnerung: Bislang laden die meisten von uns ihre Smartphones drahtlos mit 7,5 Watt. Das Mi 9 soll laut Xiaomi nur etwa 90 Minuten benötigen, um den 3.300-Milliamperestunden-Akku vollständig zu laden.

Xiaomi Mi 9 im Test: Kamera

Im Mi 9 steckt einer der derzeit leistungsfähigsten Kamera-Sensoren der Smartphone-Branche, Sonys IMX586 mit einer Auflösung von beeindruckenden 48 Megapixeln. Diese Auflösung erzielt das Mi 9 mit der Hauptkamera. Mit der zweiten Linse lassen sich Weitwinkelaufnahmen mit maximal 16 Megapixeln anfertigen. Bei der dritten Optik schließlich habt ihr die Möglichkeit, weiter entfernte Objekte per zweifach optischem Zoom näher heranzuholen.

Wer sich beim Blick auf die Produktbilder nun fragt, wozu der markante, schillernde Ring beim oberen Objektiv des Mi 9 gut sein soll - er dient lediglich dem Design und wechselt die Farbe je nach Lichteinfall. Ein LED-Blitz, wie man vermuten könnte, steckt also nicht dahinter.

Die probehalber von uns getätigten Aufnahmen sehen wirklich vielversprechend aus. Bei Tageslicht kann es das Mi 9 in Hinsicht auf Schärfe, Farbdarstellung und Detailreichtum auch mit höherpreisigen Modlelen aufnehmen. Bei Dunkelheit und Dämmerung sinkt die Bildqualität dagegen. Zwar schießt das Mi 9 auch hier immer noch brauchbare Bilder. Diese fallen aber weniger detailliert aus.

Xiaomi Mi 9 - Kamera-Samples

Diese Bilder wurden mit dem Xiaomi Mi 9 gemacht.

Etwas bessere Ergebnisse erzielt ihr, wenn ihr in der Kamera-App in solchen Momenten den Nachtmodus auswählt. Für diesen benötigt ihr eine ruhige Hand, denn einen optischen Bildstabilisator weist das Xiaomi Mi 9 nicht auf.

Besonders beeindruckt sind wir vom Weitwinkel-Objektiv. Mit einem Klick auf die entsprechende Schaltfläche vergrößert sich das Sichtfeld und viel mehr mehr passt auf das Foto. Dies ist etwa dann praktisch, wenn ihr sehr dicht an einem Gebäude steht und beispielsweise noch die Kirchturmspitze aufs Bild soll.

Xiaomi Mi 9 im Test: Preis und Verfügbarkeit

Die Version mit sechs Gigabyte großem Arbeitsspeicher und 64 Gigabyte messendem Flash-Speicher kostete zum Marktstart Ende Februar 449 Euro. Für die Top-Ausstattung mit 128 Gigabyte Flash-Kapazität und ebenfalls sechs Gigabyte RAM musstet ihr mit 499 Euro kalkulieren. Inzwischen ist der Preis jedoch noch einmal deutlich gefallen und ihr erhaltet das Mi 9 bis zu 70 Euro günstiger.

Offiziell ist das Xiaomi Mi 9 nur in Nachbarländern wie Frankreich und Spanien erhältlich. Mittlerweile bieten aber zahlreiche Händler das Gerät auch hierzulande an. So führen etwa Media Markt und Saturn das Mi 9, bei O2 könnt ihr das Handy sogar wahlweise mit Vertrag erwerben.